Beschreibung
Dr. Liska Wollke findet ihren toten Liebhaber. Ihr ist egal, wie es geschah. Sie flieht, weil sie wegen eines Vorfalls in ihrer Jugend nie mehr Vertrauen fassen wird. Die intelligente Sozialforscherin setzt sich in die Türkei ab. Die Ermittler tappen im Dunkeln, sie verfolgen die Frau und verfangen sich in Widersprüchen, Fallen und den naiven Spuren der Fliehenden. Eine Spur der Gewalt folgt Dr. Liska Wollke. Bis sie versteht und anerkennt, in welcher Gefahr sie selbst schwebt, sterben Menschen.
Leseprobe
Erste Leseprobe
Dieser Mann war das Sandkorn, aus dem sich die Perle meines Hasses formte. Meine Rache würde kurz sein, und fair. Ich würde ihn töten.
Zweite Leseprobe
Auf diese Frau aufzupassen, hatte was Spezielles. Sie nervte, sie tappte in Fallen, war nicht beziehungsfähig und extrem von sich eingenommen – egal wie sie sich selbst zu beschreiben pflegte. Sie war schlau und klug. Eine Konstellation, die selten genug vorkommt. Jedoch reduzierte sie ihre Klugheit auf den Job und die Schläue auf ihr privates Gehabe. „Leben“, will ich diese ewige Suche nach dem Sinn des eigenen Daseins nicht nennen. Sie ließ sich immer wieder ein. Auf was auch immer. Ihr Gehirn signalisierte bei allem, was sie tat, stets zu früh Entwarnung. Selbst wenn sie sich direkt vor ihrer Stammkneipe mit einem Kerl prügelte, was ich wohl ein Dutzend Mal erlebt hatte, war sie immer der Meinung zu gewinnen. Sie kannte dann keine Scheu. Nur dann. Ob der Alkohol, von dem einiges in diese kleine Frau reinpasste, eine Rolle spielte, war nicht klar. Was deutlich wurde, immer wieder, war, dass sie sich nüchtern eher zurückzog, ihren Weltschmerz pflegte – auch mit Alkohol, womit dann die andere Liska Wollke wieder zum Vorschein kam. Ein Teufelskreis? Liska Jekill und Wollke Hyde? Ich wusste es nicht. Hätten die Typen, mit denen sie sich schlug, ernst gemacht, dann hätte Frau Doktor als Fleischsalat mit zu hohem Alkoholgehalt in der Pathologie geendet. Dass diese Männer aber nie ernst machten, begriff sie nicht. Selbst in ihrem Boxclub in der, wie sollte es anders sein, Boxhagener Straße, war sie verschrien als üble Draufgängerin, die nie sportlich fair blieb. Genau deshalb wurde sie dort geduldet. Sie war das Extrem, das Besondere, der sportlich nicht kalkulierbare Gegner. Dieses durch mich eher verachtete Wesen hatte ich zu überwachen. Permanent. Liska Wolke hatte vor Jahren einen ersten Kontakt zum Finanzamt. Damals musste sie ihre Steuern zum ersten Mal abrechnen. Was sie auf eine Art und Weise tat, wie sie alles tat. Sie ging mit allen Unterlagen, Verträgen, Quittungen und was sich da sonst noch so anhäuft ins Finanzamt Berlin Steglitz. Dort entleerte sie die vier Schuhkartons auf dem Tisch des Sachbearbeiters. Sodann kam die typische Liska-Wollke-Nummer. „Bitte helfen sie mir … Ich kenn mich doch nicht aus … Er hat mich verlassen … Mein Vater schuldet mir noch so viel Geld … Es ist das allererste Mal …“ Weshalb Metin damals darauf ansprang, wird er nicht mehr berichten können. Laut den Ermittlungsakten hatten die beiden in der folgenden Nacht Sex und Liska Wollke nie wieder Probleme mit ihrer Steuererklärung. Die Sinnfälligkeit der offensichtlich hormonell gesteuerten Vereinbarung der Beiden passte prima in das Gesamtkonzept, sowohl in das von Liska, als auch in das von Metin. Es gibt zwei Arten für Licht zu sorgen, man kann die Kerze sein oder der Spiegel der das Licht reflektiert. Das sagte Edith Warton, die Spötterin der oberen Gesellschaftsklassen. Sie sagte dies vor etwa einhundert Jahren. In jedem Fall war in der Beziehung der beiden zu Observierenden Liska die Kerze und Metin der alte Taschenspiegel. In seinem eigentlichen Job aber war Metin definitiv der Flakscheinwerfer. Und jetzt spreche ich nicht von seiner Tätigkeit im Finanzamt. Er hatte noch einen anderen, seinen Hauptjob. Er war derjenige, an dem ich mir die Zähne ausbiss.
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Künstler | A. B. Exner |
Name | Traurige Strände |
Veröffentlichungsdatum | |
Genre | Kriminal-Roman |
Medium | E-Book |
Verlag/Label | – |
Prosodia-Link | https://prosodia.de/voe/traurige-straende/ |
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