Nachdem Max Heckel im vergangenen Jahr So Sachen halt veröffentlicht hatte und die gesamte Auflage bereits ausverkauft ist, folgt jetzt – 242 Seiten stark – Noch mehr so Sachen halt. Abermals weiß Max Heckel auf amüsante Art in kurzgeschichtlicher Form über allerlei Merkwürdigkeiten aus seinem Alltag und seiner zwischenmenschlichen Kommunikation zu berichten. Dabei „zwingt“ er dem Rezipienten ein Lächeln auf, wird sich doch jener in der einen oder anderen Situation unter Garantie wiedererkennen.
Einbandtext
Nach dem beachtenswerten Erfolg von „So Sachen halt“ wartet diese Fortsetzung, nebst überarbeiteter Geschichten, vor allem mit Neuem auf.
„Der Zug wird voraussichtlich fünf Minuten später eintreffen“, der Mietweihnachtsmann ist angetrunken, die nächtliche Mücke surrt im Schlafzimmer, „Fahr doch endlich!“, floristische Scharmützel finden im Kleingarten statt, asthmatische Raucher beduften die Luft, „Hast Du zugenommen?“, der fies dreinschauende Anabolikatyp kommt verdächtig nah, „Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte“ – wer kennt all das nicht?
Max Heckel gibt uns mit seinen sechsunddreißig Geschichten und feinsinnigen Beobachtungen in gewohnt wortgewandter Manier einen schmunzelerzwingenden Einblick in alltägliche und unalltägliche Situationen, die allzu oft Unerwartetes zutage fördern. Bisweilen werden dortige Vorurteile und übermäßiger Stolz durch die Einsicht in amüsanter Weise „bestraft“. Wer hätte gedacht, dass der Anabolikatyp doch nur das heruntergefallene Portmonee zurückreichen wollte?
Wer also (weiterhin) das Lustige und Unterhaltsame sucht, der möge hier (erneut) zugreifen.
Leseprobe: Andreas Honig im Kopf
Zur Betonung meiner Männlichkeit hat meine Frau einen Hund angeschafft, der alle relevanten Charakteristika von purem Testosteron in sich vereint: Kierke, so heißt die Hundedame, wiegt fast drei Kilogramm und hat als Prager-Rattler-Chihuahua-Mischung viele Vorteile von Hello Kitty: große Augen, große Ohren – und ist einfach nur „ohhhhhhh, niedlich“. Sie ist zudem zu niedlich, um konsequent erzogen zu werden. Wenn ein komplizierter Befehl wie „Sitz!“ klappt, stößt meine Frau ein begeistertes, von Milcheinschüssen begleitetes „Huiiiii, fein“ aus. Ich auch.
Beim Spazierengehen kommen mir bisweilen böse dreinschauende Muskel-Ottos entgegen. Ihre 50-Kilogramm-Kampfmaschinen zerren an dem Tau, das Herrchen und Vierbeiner verbindet. Zwischen Kierke und mir ist nur ein rosafarbenes Bändchen, das an ihrem Hals an einer mit Strass-Steinen besetzten Mädchenhalskette befestigt ist. Wenn der Muskel-Otto auf meiner Höhe ist und die kleine Kierke ihr „Wauwauwau“ in Mezzosopran-Stimme ausstößt, packe ich den Accessoire-Hund zur Beruhigung in meine Armbeuge. Der Muskel-Otto schaut verächtlich und ich müsste ihn nur noch mit „Hi, Süßer“ ansprechen, um die perfekte Illusion zu erzeugen.
„Das Kleine“, wie die Hundeminiatur auch genannt wird, kann dafür essen wie ein Großes. Unlängst gab es Geschenke und zu selbigen obligatorische Schokoladen. Der Hund ist allein zuhause. Als ich zurückkomme, störe ich das Kleine beim Einverleiben der zweiten Schokoladenhohlkörperfigur. 150 Gramm fehlen bereits. Das sind über 5 % des eigenen Körpergewichtes in Schokolade. Bisweilen helfe ich mir beim Argentinier meines Vertrauens ein 500-Gramm-Steak rein und fühle mich danach immer schlecht, weil ich mich nicht rühren kann. Und dennoch bestelle ich immer wieder den Männerteller. Ich bin lernresistent. Um aber 5 % meines eigenen Körpergewichtes zu verspeisen, müsste ich 4 Kilogramm zu mir nehmen.
Meine Frau ist panisch, weil Schokolade für Hunde wohl giftig sein soll. Ich kann mir das nicht vorstellen: Wie kann denn etwas derart Leckeres nicht gut für die Gesundheit sein? Cola ist schließlich auch gesund. Sie fährt mit Kierke zum Tierarzt, der dem kleinen Wesen ein Brechmittel einverleibt. Das arme Tier erbricht dann drei Stunden lang das zuvor Einverleibte. Ich sitze auf dem Sofa. Mit Chips. Nach der letzten Brechsalve kommt das Kleine wieder zu uns. Ihre Augen weiten sich beim Anblick der Chips und sprechen zu mir: „Ich würd’ es wieder tun, heute Nacht.“ Meine Frau sagt: „Geh weg, dummer Hund.“ Ich zwinkere ihr ein „ich auch“ zu, ehe mir versehentlich eine Nascherei den Fingern entgleitet. Sie ist doch so niedlich.
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